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Lancet-Countdown: Die Gesundheit von weltweit Millionen Menschen wird durch Hitzestress als Folge der Erderwärmung aufs Spiel gesetzt

Berlin, Brüssel,  29. November 2018 – Neue Forschungsergebnisse, die in der renommierten Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht wurden, zeigen, dass steigende Temperaturen infolge des Klimawandels die Menschen weltweit einem inakzeptabel hohen Gesundheitsrisiko aussetzen. Die unabhängige, interdisziplinäre Forschungskooperation Lancet Countdown stellte fest, dass, im Vergleich zum Jahr 2000, im letzten Jahr zusätzlich 157 Millionen besonders gefährdete Menschen weltweit unter einer Hitzewelle litten. Dies ist ein Anstieg um 18 Millionen im Vergleich zum Jahr 2016.

Dr.med. Martin Herrmann, Sprecher Deutsche Allianz Klimawandel & Gesundheit erklärt dazu: „Die Hitzewelle in diesem Sommer hat vielen Menschen zu schaffen gemacht. Diese extremen Temperaturen werden in Zukunft häufiger auftreten. Hitzestress ist besonders eine Bedrohung für ältere Menschen in städtischen Gebieten und für Personen mit Vorerkrankungen. In der europäischen Region ist das Risiko besonders hoch, denn hier sind 42% der Bevölkerung über 65 Jahre alt und die Mehrzahl der Menschen lebt in Ballungsräumen. Zahlen zu Gesundheitsauswirkungen sind für 2018 noch nicht verfügbar, aber allein die Hitzewelle im Jahr 2003 führte zu 70.000 zusätzlichen Todesfällen in ganz Europa.“

Bei weiter ansteigender Erwärmung könnte laut Lancet Countdown die Sterblichkeit  durch Hitze in der WHO Europa-Region bis 2030 um 30.000 Todesfälle pro Jahr, bis 2080 um bis zu 100.000 Todesfälle pro Jahr zunehmen.

Der Ständige Ausschuss der Ärzte der Europäischen Union (CPME), ein europäischer Ärzteverband, hat in Zusammenarbeit mit dem Lancet Countdown ein spezielles Briefing für EU- und deutsche Entscheidungsträger entwickelt. Das Briefing enthält sieben Empfehlungen, darunter die Entwicklung nationaler Aktionspläne für Klima, Gesundheit und Wohlbefinden durch die EU-Mitgliedstaaten, die Einbeziehung von Klimawandel und Gesundheit in den Lehrplan für Medizin- und Gesundheitswissenschaften sowie eine konsequente, proaktive Kommunikation der Gesundheitsbehörden und -organisationen zur Beziehung von  Klimawandel und Gesundheit.

Die deutsche Öffentlichkeit und Entscheidungsträger unterschätzen bislang noch die Auswirkungen des Klimawandels auf die (eigene) Gesundheit und den Gesundheitssektor“, meint Dr.med. Dieter Lehmkuhl, 2.Sprecher der Deutschen Allianz Klimawandel & Gesundheit. „ Die Gesundheitsfolgen müssen in der Klimaschutzpolitik auf allen Ebenen und in allen Sektoren Berücksichtigung finden. Auch der Gesundheitssektor muss seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten.“

Außer der Zunahme von Hitzewellen, die eine immer größere Bevölkerungsgruppe treffen, hat das Lancet-ForscherInnenteam auch mangelnde Fortschritte bei der Reduzierung von Treibhausgasen und beim Aufbau von Kapazitäten zur Anpassung an den Klimawandel festgestellt, was sowohl das Leben von Menschen als auch die Funktionsfähigkeit der Gesundheitssysteme gefährdet.

Der Lancet Countdown richtet auch den Blick auf die Entwicklungen im Energiesektor, welcher sowohl zu Treibhausgasemissionen als auch zur Luftverschmutzung und den damit verbundenen Gesundheitsschäden beiträgt. Der Lancet Countdown stellt fest, dass die Kohlenstoffintensität der Primärenergieversorgung seit 1990 unverändert geblieben ist. Zum ersten Mal ordnet der Bericht vorzeitige Todesfälle durch Luftverschmutzung verschiedenen Emissionsquellen zu: weltweit ist die Kohleverstromung z.B. für etwa 16% der vorzeitigen Todesfälle durch Luftverschmutzung verantwortlich.

Kohleverstromung spielt nach wie vor eine wichtige Rolle im europäischen Strommix. In Deutschland kommen 40% des Stroms aus Kohlekraftwerken. Kohleverbrennung befeuert den Klimawandel,  verschlechtert die Luftqualität und gefährdet unsere Gesundheit“, sagt Anne Stauffer, Leiterin für Strategie und Kampagnen der europäischen Gesundheitsorganisation Health and Environment Alliance (HEAL). „Bei den anstehenden UN-Klimaverhandlungen in Kattowitz, Polen, müssen die politischen Entscheidungsträger sich klar und deutlich zu ihren Verpflichtungen für Klimaschutz und saubere Luft bekennen. Die Bundesregierung und die Kohlekommission sollten den neuen Lancet-Bericht ernst nehmen und den schnellen Ausstieg aus der veralteten und gesundheitsschädlichen Kohleverstromung nicht weiter hinauszögern. Der Kohleausstieg ist unerlässlich für den Schutz unserer Gesundheit.

 

Kontakt für Rückfragen

Dr.med. Martin Herrmann, Sprecher Deutsche Allianz Klimawandel & Gesundheit, 0179 – 237 4012,

Dr.med. Dieter Lehmkuhl, 2.Sprecher Deutsche Allianz Klimawandel & Gesundheit,  0157 – 8 760 92 78,

Anja Köhne, Geschäftsstelle Deutsche Allianz Klimawandel & Gesundheit, 01522 – 1971 906

Anne Stauffer, Health and Environment Alliance (HEAL), 0162 – 18 66 364

 

Der Lancet Countdown: Tracking of Progress on Health and Climate Change ist eine globale, unabhängige, interdisziplinäre Forschungskooperation zwischen 27 führenden akademischen Institutionen, den Vereinten Nationen und zwischenstaatlichen Organisationen. Sie stützt sich auf erstklassiges Fachwissen aus den Bereichen Klimaforschung, Ökologie, Mathematik, Geographie, Ingenieurswissenschaften, Expertise für Energie, Lebensmittel, Landwirtschaft und Verkehr, Ökonomie, Sozial- und Politikwissenschaft, öffentlichen Gesundheitswesen und Ärzteschaft. Der Countdown überwacht und berichtet jährlich über die Beziehung zwischen Gesundheit und Klima sowie die Auswirkungen auf nationale Regierungen und fasst Ergebnisse zu  41 Indikatoren in fünf thematischen Hauptgruppen zusammen.

Der Lancet Countdown 2018 ist abrufbar unter: www.lancetcountdown.org

 

KLUG – Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit  ist ein Bündnis von Organisationen und Einzelpersonen aus dem Gesundheitsbereich, dessen Ziel es ist, den Klimawandel  als  zentrales Gesundheitsthema zu etablieren und politische und gesellschaftliche Veränderungen anzustoßen, um dieser Gefahr effektiv zu begegnen. Die Allianz möchte erreichen, dass der Klimawandel von einer kritischen Menge von Akteuren als wichtige Herausforderung für den Gesundheitssektor anerkannt wird,  dass Klimaschutz unter Priorisierung der damit verbundenen Gesundheitschancen im Gesundheitswesen umgesetzt wird und dass der Gesundheitssektor Führung und Verantwortung übernimmt in der gesamtgesellschaftlichen Transformation zu einer klimaneutralen Gesellschaft.

Die Health and Environment Alliance (HEAL) ist die federführende Nichtregierungsorganisation zum Thema Gesundheitsauswirkungen von Umweltverschmutzung in der Europäischen Union (EU) und auf globaler Ebene. HEAL setzt sich für Gesetze und politische Strategien ein, die die Gesundheit der Menschen und unseres Planeten fördern und die am stärksten von Umweltverschmutzung Betroffenen schützen. Außerdem möchten wir das Bewusstsein für die Gesundheitsvorteile von Umweltmaßnahmen für die Gesundheit schärfen. Zu den über 70 Mitgliedsorganisationen von HEAL gehören internationale, europäische, nationale und lokale Gruppen von Gesundheitsfachkräften, gemeinnützige Krankenversicherer, Patienten-, Bürger-, Frauen-, Jugendorganisationen und UmweltexpertInnen. HEAL vertritt mehr als 200 Millionen Menschen in den 53 Ländern der WHO Europa-Region. Als Allianz bringt HEAL wissenschaftliche und unabhängige Expertise in EU- und globale Entscheidungsprozesse ein, mit dem Ziel der Krankheitsprävention, und einer giftfreien, CO2-armen, gerechten und gesunden Zukunft. HEALs EU-Transparenz-Registernummer: 00723343929-96

 

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